1. "Bücher, die die Welt nicht braucht." Warum trifft das auf Ihr Buch nicht zu?
Weil es in diesem Buch um nichts weniger als um die Welt selbst geht, um unsere Beziehung zu ihr, und weil diese Beziehung reparaturbedürftig ist.
2. Welche neuen Perspektiven eröffnet Ihr Buch?
Es führt so etwas wie eine Haltung des 'mediopassiv' wieder ein: Ich glaube, ein Problem unserer Kultur ist es, dass sie nur aktiv oder passiv, Täter oder Opfer, Autonomie oder Heteronomie kennt, während das Leben selbst sich dazwischen abspielt. Dieses Dazwischen müssen wir besser verstehen lernen.
3. Welche Bedeutung kommt dem Thema in aktuellen theologischen und kirchlichen Debatten zu?
Interessanterweise sind meine Themen – Resonanz, Unverfügbarkeit – nicht nur theologisch hoch anschlussfähig, sondern meine Überlegungen können von theologischen Diskursen und kirchlichen Erfahrungen sehr viel profitieren – genauso wie es umgekehrt für Theologen, aber auch ganz praktisch kirchlich Engagierte inspirierend ist, in meinen Büchern einer Sprache zu begegnen, die säkular ist, aber ihre Erfahrungen auf den Punkt bringt.
4. Mit wem würden Sie Ihr Buch am liebsten einmal diskutieren?
Ich habe gerade mit dem Pianisten Igor Levit diskutiert. Das war klasse. Mit Bruno Latour würde ich sehr gerne reden. Aber sicher wäre auch Papst Franziskus ein guter Gesprächspartner ...
5. Ihr Buch in einem Satz:
Wenn wir die ganze Welt verfügbar gemacht haben, wird sie öde und leer sein, denn das Leben ereignet sich genau an der Schnittstelle zwischen dem, was uns verfügbar ist, und dem, was uns darüber hinaus begegnet.
6. Sie dürfen fünf Bücher auf die sprichwörtliche einsame Insel mitnehmen. Für welche Bücher entscheiden Sie sich?
Mann, das ist schwierig. Meine fünf Monographien natürlich ;-). Ok, im Ernst: 1.) Angelika Waldis, Ich komme mit 2.) Erich Kästner, Das fliegende Klassenzimmer 3.) Hermann Hesse, Narziss und Goldmund. 4.) Gottfried Keller: Der Grüne Heinrich 5.) Marie von Ebner-Eschenbach: Das Gemeindekind. Morgen würde ich wahrscheinlich fünf ganz andere nennen. Aber Lesen ist für mich unverzichtbar.
7. Die siebte Frage stammt von dem Münsteraner Fundamentaltheologen Jürgen Werbick: Trägt das, was Sie über die Resonanz-Katastrophe der Neuzeit und Verschiebungen im Spannungsfeld von Verfügenwollen und Unverfügbarkeit ausführen, auch zu einem besseren Verständnis der Gotteskrise bei, von der Johann Baptist Metz spricht?
Oh ja, das glaube ich ganz unbedingt. Gott ist die Chiffre für die Vorstellung, dass Weltbeziehung gelingt, wo sie auf ein nicht verfügbares, aber dennoch irgendwie responsives Gegenüber gerichtet ist. Eine Welthaltung, die auf Verfügbarmachung zielt und alles Nicht-Verfügbare als indifferent oder feindlich begreift, kann damit nichts anfangen.