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Maria – Miterlöserin der Menschheit?

Papst Leo XIII. schrieb in seiner Enzyklika "Supremi Apostolatus" vom 1. September 1883:
"In misslichen Lagen und verhältnismäßig schweren Zeiten war es dem katholischen Volke immer und vor allem darum zu tun, zu Maria seine Zuflucht zu nehmen, und auf ihre mütterliche Hilfe zu vertrauen. Darin gibt sich aber nicht bloß die zuverlässigste Hoffnung, sondern auch das unbedingte Vertrauen kund, welches die katholische Kirche stets mit Recht in die Gottesmutter gesetzt hat. In der Tat genießt die unbefleckt empfangene, zur Mutter Gottes erwählte und eben dadurch Miterlöserin der Menschen gewordene Jungfrau solche Gnade und Macht bei ihrem Sohne, dass keines unter den Menschenkindern, ja selbst keiner von den Engeln, jemals eine größere erlangt hat, noch erlangen kann."
(Quelle: Brixner Diözesanblatt Nr. 8/1883, S. 74)

Papst Pius X. schrieb am 13. Oktober 1909 an Prälat Johannes Kleiser, den Hauptorganisator der internationalen Marianischen Kongresse:
"Der Heilige Vater drückt seine große Freude über die Abhaltung des Kongresses in Salzburg aus; er hofft von diesen Marianischen Versammlungen, an denen sich würdige Vertreter der ganzen Welt beteiligen, wirksame Förderung der Interessen der Religion und der christlichen Gesellschaft durch die dadurch in den Seelen und unter den Völkern verbreitende, wirksame und heilsame Andacht zur Mutter Gottes, der Miterlöserin der Menschheit. [...]"

Der Totenzettel für Kardinal Mariano Rampolla del Tindaro, Kardinalstaatssekretär von 1887 bis 1903, enthielt das folgende von Kardinal Rampolla selbst verfasste Gebet, welches er täglich nach der Heiligen Messe betete und das Papst Pius X. mit einem Ablass versah:
"Gebenedeite Jungfrau, Mutter Gottes, wende in Gnaden den Blick vom Himmel, wo Du als Königin thronst, auf diesen armen Sünder, Deinen Knecht. Er, obwohl seiner Unwürdigkeit sich bewusst, preist Dich von ganzem Herzen und rühmt Dich, zum Ersatz für die durch so viele gotteslästerliche Zungen angetanen Beleidigungen als das reinste, schönste und heiligste unter allen Geschöpfen. Er preist Deinen heiligen Namen, er preist Deinen herrlichen Vorzug als wahre Mutter Gottes, als immerwährende Jungfrau ohne Makel der Sünde empfangen, als Miterlöserin des menschlichen Geschlechtes. [...]"

Mindestens dreimal hat Papst Pius XI., mindestens siebenmal Papst Johannes Paul II. den Titel "Miterlöserin" benutzt. Für Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., stand fest, dass sich dieser Titel "von der Sprache der Schrift und der Väter zu weit entfernt". Damit räumte er indirekt ein, dass theologisch zu prüfen ist, ob gelegentlich auch Päpste sich zu weit von dieser Sprache entfernen (Die Aussage Ratzingers wirft zudem die Frage auf, ob die Treue zur Sprache der Väter gleich gewichtet werden sollte wie die Treue zur Sprache der Schrift und ob die patristische Sprache sich nicht ebenfalls zu weit von der biblischen Sprache entfernen kann.)


Münsteraner Forum für Theologie und Kirche (MFThK)